Der »Große Krater« von Vulcano

Der »Große Krater« von Vulcano

»Les îles de Lipari sont peu connues, & rarement visitées par les voyageurs. Elles sont situées dans une mer orageuse, où le danger de la navigation est encore augmenté par les batîments Barbaresques qui croisent pendant tout l’été dans ces parages, & dont, avec raison, on redoute la rencontre. D’ailleurs, ces îles ne sont point encore entrées dans le plan de voyage des Anglois, qui, dans ce genre, donnent le ton a tout l’Europe. Cependant les îles de Lipari mériteroient l’attention & l’étude des Physiciens & des Naturalistes. Elles présentent une suite des volcans dans tout les états & dans toutes les circonstances où puissent se trouvér les montagnes formées par feux souterrains. On y voit un volcan, le seul au monde qui n’ait pas un instant de calme & de tranquilité, qui soit sanscesse en agitation, & qui après une intermittence courte & reglée, fasse ses explosions & lance au loin des pierres enflammées; un second volcan est dans sa plus grande activité, & dont les éruptions, plus rares, s’annoncent par tous les phénomènes qui accompagnent celles de l’Ethna & de Vésuve; d’autres volcans presque étaints, ou l’on ne reconnoît plus la présence des feux souterrains que par les étuves qu’ils échauffent, & par les eaux auxquelles ils donnent un degré de chaleur qui approche de celui de l’ébullition; enfin, des volcans qui ont entièrement cessé, & qui n’attendent peut-être pour se ranimer que le concours d’une nouvelle circonstance….« »Die Liparischen Inseln sind wenig bekannt & werden von Reisenden selten besucht. Sie liegen in einem stürmischen Meer, wo die Gefährlichkeit der Schifffahrt noch gesteigert wird durch die Boote der Barbaresken-Korsaren, die während des ganzen Sommers in diesen Revieren kreuzen, & mit denen man aus gutem Grund ein Zusammentreffen meidet. Im übrigen stehen diese Inseln noch nicht auf den Reiseplänen der Engländer, die ansonsten in diesen Dingen den Ton in ganz Europa angeben. Jedoch verdienen die Liparischen Inseln die Aufmerksamkeit & Bemühungen der Naturforscher & der Naturfreunde. Sie stellen eine Kette von Vulkanen in allen Entwicklungsstadien & mit allen Erscheinungen dar, in denen Berge, die durch unterirdische Feuer entstanden sind, anzutreffen sind. Man findet dort einen Vulkan, den einzigen auf der Welt, der keinen Moment Ruhe & Stille kennt, der unaufhörlich rumort, & nach einer kurzen & regelmäßigen Pause ausbricht & weithin brennendes Gestein schleudert; ein zweiter Vulkan ist in der Phase seiner größten Aktivität, & dessen, sehr seltene, Ausbrüche kündigen sich durch alle Anzeichen an, die jene des Ätna & des Vesuv begleiten; andere Vulkane sind fast erloschen oder man gewahrt die Anwesenheit unterirdischer Feuer nur noch in den Dampfbädern, die sie erhitzen, & durch die Gewässer, die sie fast zum Kochen bringen; schließlich Vulkane, die völlig zur Ruhe gekommen sind, & die vielleicht nur darauf warten, wieder zu erwachen, um an einer neuen Runde des Spiels teilzunehmen…«

 

Déodat de Gratet de Dolomieu (1750-1801): Voyage aux îles de Lipari fait en 1781, ou Notices sur les îles Aeoliennes pour servir à l’histoire des volcans; suivi d’un mémoire sur une espèce de volcan d’air, et d’un autre sur la température du climat de Malthe et sur la différence de la chaleur réelle et de la chaleur sensible. Paris 1783.*

Text nach einem Faksimile der Bibliothèque nationale de France. Übersetzung vom Verfasser.

* Herrjeh! Dann ist ja die Frage geklärt, wer die »gefühlte Temperatur« in den Wetterbericht eingeführt hat! Nicht der Kachelmann war’s, sondern unser wackerer Franzmann. Und die Dolomiten hat er auch noch entdeckt!


Nun hat Ursula also seit Oktober letzten Jahres eine Hüft-Endoprothese und probiert, wie sie im Alltag damit zurechtkommt. Dieser Eingriff in die »natürlichen Gegebenheiten« hatte im Vorfeld viele Fragen und auch Ängste mit sich gebracht und einiges (nach der OP, die war topp) hätte besser laufen können. Aber wenn man vom Rathaus kommt, ist man immer schlauer. (Und während ich diesen Bericht schreibe, ist das zweite Ersatzteil »drin« und Ursula wieder aus der Reha zurück; die ersten Wochen wurden mit mehr Gelassenheit – und einer Haushaltshilfe – bewältigt. Neun Wochen nach der OP schafft sie eine Stunde Gehen am Stück. Aber im Kopf sind die »Stelzen« noch nicht akzeptiert – vieles früher Selbstverständliche muss erst wieder gewagt und angeeignet werden und einiges wird – nicht nur in den Bergen – auch nicht mehr möglich sein. Und immer noch quält die Frage: War die Entscheidung richtig?)

Der Jahresurlaub war also am Besten in die Zeit zwischen die beiden Eingriffe, somit in den Frühsommer zu legen, und da gibt es bekanntermaßen nicht viel Auswahl in den Alpen. Denn warm sollte es sein, eine Auswahl an Wandermöglichkeiten vorhanden, aber auch Angebote für Muße und »Kultouren«. Nun hatten wir schon länger geliebäugelt mit Wandern auf den Vulkan-Inseln vor Sizilien; aber die Monate Juli und August, in denen ich normalerweise Urlaub nehmen muss, sind dort keine gute Zeit – zu heiß, zu voll, zu teuer. (Die meisten Veranstalter von Wanderreisen halten es mit dem Goethe-Wort über Sizilien »Im Frühling zum Staunen, im Herbst zum Genießen« und kommen im Mai oder Oktober – dann sind die Preise zwar niedrig(er), aber auch die Frequenz der Fährverbindungen, auf die Individualreisende angewiesen sind, wenn sie mehr von den Inseln sehen wollen. Die Frage also, welches die beste Zeit zum Wandern auf den Liparischen Inseln ist, muss somit jeder für sich selbst beantworten.)

Dieses Jahr konnte ich aber schon im Juni ausbüxen, und so ergriffen wir die Gelegenheit beim Schopf.

Planung und Anreise

In Zeiten des Internet sind Informationen wohlfeil und der Autor des ausgezeichneten Reiseführers, den wir uns gekauft hatten, antwortete noch per E-Mail zu Detailfragen (und gab uns sogar seine Telefonnummer in München, wo er »mal kurz zwischen zwei Reisen« aufschlug).

Die Anreise zu den Inseln ist – und das ist gut so – noch fast so umständlich wie zu de Dolomieus Zeiten. Sieht man vom Heli-Zubringer nach Panarea (der Insel der Reichen und Schönen) ab, bleibt nur das Schiff, in den Varianten Traghetto und Aliscafi – von Neapel, Palermo, Messina oder – die üblichste Variante – Milazzo. Da die Bahn kein konkurrenzfähiges Angebot Richtung Neapel hatte (die günstigen Schlafwagenplätze hatten sich wieder mal die Reisebüros sofort nach Freigabe gekrallt), entschieden wir uns für einen »Billigflug« von Düsseldorf nach Catania. Vom Flughafen ging’s mit dem fahrplanmäßigen Schnellbus nach Messina (nach Milazzo geht nur zweimal täglich ein direkter Bus, für unseren Flug ungünstig; Einzelheiten siehe am Ende des Berichts). Eine Mitreisende kannte sich aus und so verließen wir den Bus noch vor der Endhaltestelle am Bahnhof an einer breiten vierspurigen Straße, die abwärts zum schon sichtbaren Hafen führt, nahmen die Beine in die Hand, ignorierten rote Ampeln (etwas anderes wird hier auch gar nicht erwartet) und bekamen so noch eine frühere Schnellfähre (Aliscafi).

In einer Bar auf Stromboli kamen wir übrigens mit einer alleinreisenden älteren Dame aus Wien ins Gespräch, die uns die Bahnanreise mit Schiffspassage von Neapel herüber als eindrücklichste Art, sich den Inseln zu nähern, ans Herz legte (und uns auch gleich ein kleines Hotel in Neapel empfahl).

In Lipari-Stadt legen die Fähren seit einiger Zeit an der Marina Lunga an, was der Marina Corta auf der anderen Seite des wie ein Schiffsbug ins Meer ragenden Burgbergs ihre Beschaulichkeit zurückgegeben hat. Nachdem wir am Anleger das Spalier der Zimmervermieter und Taxifahrer passiert hatten, fanden wir ohne Schwierigkeiten das nur einen Steinwurf entfernte, in einer Seitengasse versteckte Hotel, wo wir vom Besitzer erstmal nach unserer Vorstellung, und wir hätten – bitteschön – reserviert, mit einem süffisanten »Sicuro?« erschreckt wurden.

»Les îles de Lipari sont situées vers le trente-neuvième degré de longitude & le trente-huitième de latitude. Elles sont placées ente l’Italie & la Sicilie … elles sont au nombre de dix, qui ont chacune leur nom particulier; savoir, Lipari, Vulcano, les Salines, Panaria, Baziluzza, Lisca-bianca, Datoli, Stromboli, Alicuda & Felicuda. Il y a quelques autres rochers à fleux d’eau dont ont pourroit augmenter le nombre de ces îles, mais qui sont trop petits pour être comptés. On les nomme collectivement îles Æoliennes, & plus communément îles de Lipari, du nom de la plus étendue, de la plus fertile & de la plus peuplée.«

»Die Liparischen Inseln liegen auf dem neununddreißigen Längengrad & dem achtunddreißigen Breitengrad, zwischen Italien und & Sizilien – es sind zehn an der Zahl, die alle Eigennamen haben; man kennt die Inseln Vulcano, Salina, Panarea, Basiluzzo, Lisca Bianca, Datilo, Stromboli, Alicudi & Filicudi. Es gibt noch einige andere Felsen im Meer, mit denen man die Anzahl dieser Inseln aufstocken könnte, aber sie sind zu klein, um zu gelten. Man nennt sie zusammen die Äolischen, &, gebräuchlicher, Liparische Inseln, mit dem Namen der größten, fruchtbarsten & bevölkertsten.«

Déodat de Dolomieu, Voyage aux îles de Lipari etc.

Im Folgenden werde ich unsere Wanderungen, Spaziergänge und »Kultouren« nicht chronologisch beschreiben, sondern Eindrücke von den einzelnen Inseln, deren unterschiedlichen Charakter ja schon de Dolomieu hervorgehoben hat, schildern.

Lipari

Boot auf der »Marina Corta« von Lipari

Boot auf der »Marina Corta« von Lipari

Die Insel mit der gleichnamigen Stadt ist quirliger Dreh- und Angelpunkt des Y-förmig sich auffächernden Archipels, den die Bewohner denn auch selbstbewusst »Liparische Inseln« nennen (was bei den Nachbarn ringsherum nicht so gut ankommt). Am ersten Tag ist es ratsam, sich einen Überblick zu verschaffen. Also bestiegen wir den Hausberg von Lipari-Stadt, der in der Vergangenheit als »Piraten-Ausguck« diente: Der Monte Guardia.

Wir fahren mit dem Bus nach Quattropani die Kurven hinauf bis Quattrocci (»Vieraugen«), dem Rastplatz mit Aussicht und Fotografierstelle (bei einer Rückfahrt von einer anderen Tour eine Woche später hielt der Busfahrer unaufgefordert, um den Insassen Gelegenheit zu geben, ein paar Fotos zu schießen), wo aber zur Zeit noch wenig los ist; die Kioskbesitzerin rückt noch etwas verschlafen das Mobiliar zurecht.

Von hier steigen wir über ein Nebensträßchen erst in das Tal zwischen Quattrocci und Monte Guardia ab und zunächst zum schon sichtbaren Kirchlein S. Bartolo al Monte wieder auf. (Etwa an der tiefsten Stelle zweigt ein Weg zum Badeplatz im Valle Muria ab.) An der Kirche hat die Stadt der Dichterin der »Heimatdichterin« der Inseln, Antonietta Rosa Raso (1935 auf Lipari geboren), einen Gedenkstein (mit dem passenden Gedicht natürlich) aufgestellt.

Der »Dschungelpfad« beginnt an S. Salvatore

Der »Dschungelpfad« beginnt an S. Salvatore

An der Kirche endet die befahrbare Straße in einem Wendeplatz und es geht – vorerst noch gepflastert bzw. betoniert – bergauf. nach den letzten Häusern führt ein Sandweg an einem Weinberg in einem Krater zur (von Lipari-Stadt gesehen) Rückseite des Monte Guardia. Man sollte diesen Wegabschnitt im Sommer tunlichst am Morgen hinter sich bringen, denn nur karges Buschwerk säumt ihn. An einer deutlich mit einem Steinmann gekennzeichneten Stelle geht es dann, etwas verwachsen, manchmal nur mit Trittspuren, hangaufwärts zu einer kleinen Schulter, dann in eine Senke, in der sich der Vegetation nach zu urteilen, ab und zu Wasser sammelt zum erst jetzt sichtbaren Gipfel, eine kahle Kuppe.

Nach kurzer Rast (es ging auf Mittag zu, und die Sonne brannte) stiegen wir zunächst auf dem gleichen Pfad bis zum Steinmann am Abzweig wieder ab und spazierten dann den Sandweg weiter, in Gehrichtung das aufgelassene vulkanische Observatorium und damit Vulcano (denn diese Insel sollte es observieren – das übernehmen mittlerweile aber automatische Messstationen). Der Weg zog sich jetzt in eine Schlucht abwärts und wurde zunehmend verwachsener. Durch einen regelrechten Dschungel aus Bambus, Zistrosen und diversen Macchia-Gewächsen balanciert der Pfad (und der Wanderer) teilweise auf alten Stützmauern; die zugehörigen Terrassen sind mittlerweile unter der geradezu tropischen Vegetation verschwunden. Erst unmittelbar an der Kirche S. Salvatore oberhalb der gleichnamigen Siedlung wird das Gelände wieder offen. Aus dieser Richtung kann man schon im Zweifel darüber sein, ob hier ein Weg hineinführt; daher hier zur Orientierung ein Foto:

Zurück nach Lipari-Stadt geht man abwärts durch die Siedlung und am ersten Abzweig links eine Staub(!)straße zwischen kleinen Werften und anderen Betrieben entlang und landet am Porto delle Genti bzw. an der Marina Corta, zwischendurch (z. B. an der den Weg überquerenden Straßenbrücke, es führt eine Treppe hinauf) kann man auch den Stadtbus nehmen; der hat seine Endstation in S. Niccola.

Im »Wilden Westen« Liparis

Im »Wilden Westen« Liparis

Eine weitere empfehlenswerte Wanderung führt in den »Wilden Westen« Liparis (man erwartet beim Blick in die Schlucht unterhalb der Kaolin-Gruben wirklich unwillkürlich, dass im nächsten Moment eine »Stagecoach« um die Ecke gejagt kommt). Mit dem Bus fährt man Richtung Quattropani bis zum Abzweig des Sträßleins zu den Kaolin-Gruben (Haltestelle). Nach einer Viertelstunde steht man vor den in allen Farben des Regenbogens leuchtenden Erdschichten. Wo die abgegrabene Erde geblieben ist, kann man im Museum auf dem Burgberg von Lipari-Stadt bewundern. Heute sind die Gruben aufgelassen. Etwas unterhalb steigt ein Geruch nach faulen Eiern aus der Erde; Geologen der Außenstelle Palermo des »Istituto Nazionale di Geofisica e Vulcanologia« haben eine kleine Messstation aufgebaut. Danach senkt sich der Weg in eine Schlucht, in der eine der raren Quellen der Insel eine Oase hervorgebracht hat, zum Meer hinab. In südlicher Richtung geht es dann mit schönen Ausblicken an der Steilküste entlang, bis von links eine gepflasterte Straße wieder hoch zu den (geschlossenen) Thermen von S. Calogero und weiter nach Pianoconte (Bar, Restaurant, Bushaltestelle) führt. Bei den Thermen halten sich immer zwei Arten von Wegelagerern auf: Selbsternannte Fremdenführer, die wunderbarerweise einen Schlüssel zum Gelände der Thermen haben und allerlei Dinge aus dem Kofferraum ihres Autos feilbieten und wilde (im Sinne von nicht häuslich) Hunde. Der Hund, der sich uns ausgesucht hatte, begleitete uns, nachdem er ein paar Kekse erbettelt hatte, treu auf dem Weg nach Pianoconte, wo er sich dann zwischen den Häusern verdrückte.

Nicht alle Wanderungen verliefen allerdings wie geplant. Der Abstieg von der »Chiesa vecchia« nach Aquacalda ist ok (und ausgeschildert), der vom Monte Pilato aber mittlerweile verschüttet bzw. verwachsen.

Obsidianbrocken der »Rocche Rosse«

Obsidianbrocken der »Rocche Rosse«

Am Aufstieg zum Monte Pilato

Am Aufstieg zum Monte Pilato

Monte Pilato: Der Vulkan hat die mächtigen Bimsvorkommen an der Nordküste hinterlassen und bei seinem letzten Ausbruch einen Obsidian-Strom. Die Bimsvorkommen werden heute noch abgebaut, es sollen die größten der Welt sein (die Produktion im Jahr 2004 belief sich auf 600.000 t) und führte dazu, dass der Strand von Aquacalda so weiß ist wie nur irgendein Südsee-Idyll. Der Bus bringt uns via Canneto ins Bergdorf Lami. Nach der Wegbeschreibung haben wir bald den Aufstiegsweg zum Monte Pilato (ein stehengebliebenes Stück Kraterwall des Vulkans) gefunden. Die Wegausspülungen sind aber mittlerweile so stark, dass der Pfad gesperrt ist (ich bin zwar seitlich durch das Gestrüpp noch höhergestiegen, aber irgendwann war dann endgültig Schluss). Der im Führer beschriebene Abstieg nach Aquacalda ist leider ebenfalls nicht mehr möglich. Die Macchia hat den Pfad inzwischen überwuchert und die Bewohner nutzen die oberen, ausgebeuteten Bimsgruben und die Ränder der Wege inzwischen als Schuttabladeplatz. Nach einigen Versuchen, einen Weg durch die Macchia zu finden, war meine Haut braun von getrockneteten Blütenteilen, und ich sah aus wie seinerzeit nach dem Entladen eines Zuges mit Feinerz.

Ich bin dann noch zum Obsidianstrom der »Rocche Rosse« abgestiegen (der »Weg« führt durch eine Schlucht, immer wieder unterbrochen durch tiefe Ausspülungen) und fand auch recht beeindruckende Brocken (Lipari war in der Steinzeit geradezu die Werkzeug- und Waffenschmiede des westlichen Mittelmeeres). Wobei es schon erstaunlich ist, dass die so konträr aussehenden (nämlich schwarz und weiß) und in ihren Eigenschaften (hart und schwer bzw. weich und leichter als Wasser) so unterschiedlichen Gesteine wie der Obsidian und der Bims dieselbe chemische Zusammensetzung haben und derselben vulkanischen Quelle entstammen und nur durch den jeweiligen Gehalt der Schmelze an Wasser und Kohlendioxid verschieden ausgehärtet sind; das erinnert ein wenig an die uralte Geschichte von »Heiß und kalt aus einem Mund«.

(Wenn wir schon bei den Gesteinen sind, muss man natürlich auch den Liparit, meist allerdings Rhyolith (früher: Quarzporphyr, so steht es noch in meinem Bestimmungsbuch) genannt, erwähnen, der von der Insel seinen Namen erhielt. Er ist quarzreich und gehört zu den Vulkaniten, während sein Plutonit-Bruder der Granit ist. Gesehen habe ich ihn zum ersten Mal natürlich nicht auf Lipari, sondern im Saar-Nahe-Bergland, wo ich aufgewachsen bin; später dann auf Island. Aber das ging unserem Titelhelden ja ähnlich: Der Dolomit wurde von ihm nicht in den Dolomiten, sondern in den Tribulaunen entdeckt.)

A propos Klima: An sich ist der Juni, was die Temperatur betrifft, noch moderat; dieses Jahr allerdings brachte der Scirocco die Luft zum Glühen: Um den 26. Juni herum herrschten in Süditalien über 40 Grad (»una giornata fuoco« titelte die Tageszeitung). Allerdings fand ich persönliche die trockene Hitze nicht unangenehm und der Abend brachte immer Erfrischung vom Meer. Wichtig ist natürlich dabei, dem Körper reichlich Wasser zuzuführen. Das Wasser aus den Hähnen stammt aus Zisternen(-schiffen) und ist nicht besonders doll. Wie allgemein üblich, besorgten wir uns Wasser im Supermarkt in Gebinden mit 1 ½ oder 2-Liter-Plastikflaschen, von denen eine reichliche Auswahl zur Verfügung steht; die Preise variieren je nach Sorte, sind aber durchweg sehr günstig (z. B. 2,29 EUR für 6 x 1 ½-Liter-Flaschen mit Wasser aus den sizilianischen Nebrodien). Auf Touren haben wir immer 3 – 4 Liter p. P. mitgenommen (Trinkflasche und Wasserbeutel zum Nachfüllen) und nebenher noch so ca. 1 – 2 Liter getrunken.
Die prekäre Wasserversorgung gilt es auch zu bedenken bezüglich Bekleidung und Waschen. Da wir alles auf dem Rücken transportieren müssen, bevorzugen wir leichte Funktionsgewebe in dreifacher Sortierung (ein Set an, eins »am Trocknen«, eins als Reserve). Wir müssen normalerweise also täglich die Sachen (mit Ausnahme der Hosen) durchwaschen. Wegen der Wasserknappheit haben wir diesmal darauf verzichtet. Wir haben eine Hose mehr mitgenommen (zum Ausgehen abends) und die Sachen einmal in der Woche in eine Wäscherei gegeben (Preise wie bei uns) und nur die Funktionsunterwäsche und die Strümpfe abends mit Outdoor-Seife kurz ausgewaschen. Wegen der trockenen Hitze reichte es, die Hemden mal einen Tag bei geöffnetem Fenster auszulüften. Die Hosen waren wegen der sandigen Wege allerdings relativ schnell schmuddelig.

Der Abstieg von Lami nach Canneto war dann nur noch ätzend: Der gepflasterte Weg verwandelte sich nach den letzten Häusern in einen mit Dornengestrüpp und Abfall dekorierte Rinne. (An einer der Dornenranken war, von mir zunächst unbemerkt, ein Strumpf, den ich am Rucksack zum Trocknen angeklemmt hatte, hängengeblieben, was ich aber natürlich erst bei einer Rast bemerkte. Ancora una volta…) Also stiegen wir wieder bis zur Fahrstraße auf und da wir nicht auf den Abendbus warten wollten (ein Fehler), schlappten wir die endlosen Serpentinen in der Nachmittagssonne zum Meer hinab. In der ersten Bar am Lido von Canneto nahmen wir dann folgerichtig an diesem Freitag (wenn auch nicht der 13., sondern der 23.) an Tisch 13 Platz. Wir wurden aber rasch wieder mit der Welt versöhnt durch einen riesigen Radler und die beredte Klage des Wirtes über die Aussicht auf ein schreckliches Wochenende, weil seine Klimaanlage ausgefallen und an eine Reparatur vor Montag natürlich nicht zu denken sei…

Pfiffige Einnahmequelle in Liparis Altstadt

Pfiffige Einnahmequelle in Liparis Altstadt

In Lipari-Stadt sollte man auf jeden Fall ein bis zwei Tage für Kult(o)ur einplanen: Der Burgberg mit Zitadelle, Kirchen und Museen ist mehr als einen Besuch wert (unser Lieblingsplatz war bald das Amphitheater mit Blick auf die Marina Corta, wo man wunderbare Nachmittage mit Skizzieren, Fotografieren oder Lesen verbringen kann).

Leider nicht immer geöffnet (»Non sono sufficiente custodi – forse <beliebiger Wochentag>« lautete die Standard-Auskunft) hat die vulkanologische Abteilung des Museums (in einem eigenen Gebäude auf dem Weg zum Amphitheater). Man sollte aber hartnäckig bleiben, es lohnt sich. Einen besseren Einblick in die Welt der »Feuerberge« bekommt man wohl selten geboten. Noch zurückgehend auf niemand Geringeren als Alfred Rittmann, werden auf mehreren Etagen Exponate und Erklärungen zum Thema Vulkanismus ausgebreitet: Im Erdgeschoss alles über die wirtschaftliche Nutzung der Produkte der Vulkane (die ja heute noch auf Lipari Bedeutung hat); im ersten Stock die Allgemeine Vulkanologie, wo Begriffe und Erscheinungsformen des Vulkanismus auf der ganzen Erde, ja selbst im Weltraum, erklärt werden; und schließlich der dritte Stock, wo jeder der Inseln ein eigener Bereich oder gar Saal mit einem Modell im Mittelpunkt gewidmet ist.

An dieser Stelle ist es vielleicht angebracht, etwas zum

Vulkanismus im Tyrrhenischen Meer

zu referieren:

Die gleichen Kräfte, die zur Auffaltung der Alpen geführt haben, ließen auch die Vulkane um das Tyrrhenische Meer entstehen: Ätna, Ùstica, Vesuv und die Äolischen Inseln. An der Wende zum Jura spaltete sich der Kontinent Gondwana in eine europäische und eine afrikanische Platte auf und es bildete sich im Bereich des heutigen Tyrrhenischen Meeres, des Appenins und der südlichen Adria eine Riftzone, die sich zur Tethys (dem Ur-Mittelmeer) ausweitete.

Beide Kontinente drifteten zunächst auseinander, weil Magma durch den neu entstehenden Meeresboden hochquoll (so wie heute am atlantischen Rücken), dann drückte (subduzierte) sich während der Kreide, als sich die Bewegung umkehrte und die Platten wieder miteinander kollidierten, die spezifisch schwere ozeanische Lithosphäre unter die kontinentale europäische Kruste.

Die Mächtigkeit der kontinentalen Kruste ist aufgrund der partiellen Aufschmelzung nur ein halb mal so groß. Aufgrund dessen wird den bei der Kollision entstehenden Scherkräften nur ein geringer Widerstand entgegengesetzt und die obere Lithosphäre kann als Überschiebungsdecke auf den europäischen Kontinentalrand auflaufen. Nach diesem Schema bilden sich weitere Decken aus. Im Zeitraum Oligozän bis Untermiozän bildeten sich entlang des sardo-korsischen Randes andesitische Vulkangürtel; ebenfalls in dieser Zeit kommt es zur Ausbildung des Appenins. Während des Mittel- und Oberoligozän setzte eine Rotation dieses Mikroplattenbereiches ein, der Apennin inklusive Sizilien trennte sich dadurch vom sardo-korsischen Block. Der im Vergleich zum Norden höhere Dehnungsbetrag im Süden verursachte ein ausgeprägtes ozeanisches Tiefseebecken, die südliche Tyrrhenis. Die andauernde Subduktion der afrikanischen Lithospäre bedingte die Auffaltung der Apenninhalbinsel und letztendlich auch die Entstehung der Äolischen Inseln als Vulkanbogen.

Im Bereich des Tyrrhenischen Meeres liegen vier verschiedene Bruchsysteme vor:
1. die tyrrhenische Richtung (N-S bis NNE-SSW),
2. die siculische Richtung (E-W bis annähernd E-W),3. die apenninische Richtung (NW-SE) und
4. die tunesische Richtung (NE-SW).

Die tyrrhenische Richtung liegt im Bereich des sardo-korsischen Kontinental-Abfalls, im nördlichen Tyrrhenischen Meer und auf dem Tiefseeboden vor, während sich die siculische Richtung am sizilianischen und süditalienischen Kontinental-Abfall, der Vulkan-Insel Ùstica und den drei westlichen Äolischen Inseln Alicudi, Filicudi und Salina zeigt. Der italienische Kontinental-Abfall und die Äolischen Inseln Salina, Lipari und Vulcano (inkl. drei vulkanischer Seamounts) weisen die apenninische Richtung auf, zu der die tunesische Richtung quer streicht. Letztgenannte ist am westlich-sizilianischen Kontinental-Abfall und seiner Fortsetzung in Richtung Sardinien zu lokalisieren.

Alle diese Bruchsysteme bestanden bereits im Mittel-Pliozän, als die Bildung des Meeres begann. Die Betrachtung des Areals lässt eine kleine Platte, den Tyrrhenischen Mikro-Kontinent vermuten. Dieser Mikro-Kontinent umfasst die Inseln Sardinien, Korsika, den gesamten west- und zentral-tyrrhenischen Raum und auch den Tiefseeboden. So lässt sich die Entstehung des Tyrrhenischen Meeres, die ja durch ein Wegdriften der Apennin-Halbinsel einschließlich Siziliens vom sardo-korsischen Block bedingt ist, grob umreißen.

Nach: Simone Lenard, Entstehung des Tyrrhenischen Meeres (http://boden.uni-trier.de/Lehrveranstaltungen/Skripte/Italien2002/Datei_12_Meer.pdf)

Vulcano

Schwefelblase auf Vulcano

Schwefelblase auf Vulcano

Aufstieg zum Kraterrand

Aufstieg zum Kraterrand

Somit hätten wir die passende Überleitung zur nächsten Insel: Vulcano könnte man selbst im Nebel nicht verfehlen: Der Geruch von faulen Eiern hängt über dem gesamten Nordostteil der Insel wie eine Glocke. Der »Große Krater« befindet sich nach dem letzten großen Ausbruch Ende des 19. Jahrhunderts (der der Schwefelindustrie den Garaus machte) in einer Solfataren-Phase; er kann aber jederzeit wieder ausbrechen – ein Kranz von Messstationen zeichnet daher seine Aktivitäten auf.

Zentraler Anziehungspunkt und »Muss« ist natürlich besagter Krater (vom Hafen zu Fuß gut erreichbar). Am Zugang muss man neuerdings Eintritt berappen (3 Euro) und kann dann den Vorhof der Hölle betreten. (Schwefel hat einen Schmelzpunkt von über 100 Grad; auf dem Foto links ist neben kristallinem auch flüssiger Schwefel zu sehen.) Und dann kommt man schon ins Sinnieren: Hitze, Schwefelgestank und Schlackenstaub wurden mir seinerzeit bei meinen Semesterjobs am Hochofen und in der Sinteranlage gut entlohnt, und hier bezahle ich jetzt Geld dafür…

Aber auch die Hochebene von Piano (eine ehemalige Caldera, mit dem Bus zu erreichen, aussichtsreiche Wanderung zur Küste, gute Einkehrmöglichkeiten) oder die Halbinsel Vulcanello mit den schwarzen Sandstränden und der menschenleeren Westküste mit herrlich blühenden Pflanzen im schwarzen Lavasand, von wo man einen Postkartenblick auf die Riffe Pietralunga und Pietra Menalda an der Südküste von Lipari hat, sind eine Wanderung wert.

Verwegene Gestalten auf einer Gartenmauer auf Vulcanello

Verwegene Gestalten auf einer Gartenmauer auf Vulcanello

Der Bus fährt übrigens an der Rückseite des Anlegers ab, und es ist laut Aushang verboten, mit nacktem Oberkörper oder in nassen Badesachen einzusteigen. (Busfahrpläne – auch von Lipari und Salina – sind am Schluss des Berichtes aufgeführt).

Eine weitere Attraktion eher zweifelhafter Art ist der Schwefelpfuhl in der Nähe des Osthafens (»Porto di Levante«); man findet ihn leicht, immer der Nase nach… Da Ursula bezüglich ihrer Arthrose schon fast alles ausprobiert hat, konnte sie das auch nicht mehr schrecken, und so stieg sie in den heißen Schwefelmatsch. Allerdings konnte selbst das anschließende Bad im Meer (es führt praktischerweise eine Treppe direkt hinein) den Geruch nicht ganz abwaschen und so war es wohl kein Zufall, dass mich in der Nacht ein paar beunruhigende Träume heimsuchten (denn ein ganz reines Gewissen hat man ja nie).

Panarea

Wegweiser auf Panarea

Wegweiser auf Panarea

Nein, am Anleger hat uns keine Dame vom Verkehrsverein mit einem Gläschen Prosecco in der Hand abgepasst und uns die gesellschaftlichen Highlights des Tages angepriesen (was für Nanni Moretti in seinem Film »Caro Diario« Grund war, nach einem hastigen »Schönen Dank« auf dem Absatz kehrt zu machen). Nein, man wird als Wanderer nicht schief angeguckt. Und der CAI Syrakus ist auch aktiv und hat die Wege hergerichtet und markiert. Wohl muss man aber mit unkonventionell gewandeten und ausgerüsteten Begleitern rechnen: So gingen wir ein Stück mit einer italienischen Familie, angeführt von der (sehr netten und deutschsprechenden – ah, Kompass-Karte!) Mama im Bikini und mit Badeschlappen, die ihre maulenden Männer (Ehemann und halbwüchsiger Sohn, Wasserflaschen in Plastiktüte schlenkernd) bergauf trieb.

Bizarre Felsen beim Abstieg von der Punta Corvo

Bizarre Felsen beim Abstieg von der Punta Corvo

Unsere Tour soll uns um die gesamte Insel herumführen, mit Höhepunkt »Rabenhorst« (Punta Corvo, 421 m). Das hört sich gewaltiger an, als es ist, die Insel misst gerademal acht Kilometer Umfang. Zwischen den Häusern beginnt die Wegmarkierung, ganz passend zum blitzsauberen Image der Insel mit glasierten Kacheln ausgeführt. Immer rechts haltend, an den neuesten Villen vorbei (da kann man als tariflich Entlohnter Neidgefühle nicht ganz unterdrücken), ein letztes Stück Betonstraße (man warnt uns freundlicherweise, dass die bald endet), an einem Hubschrauberlandeplatz vorbei geht es zum nicht zu übersehenden Einstieg mit Wandertafel und Stufen, fast wie im Sauerland…

Der Weg führt immer am sichelförmigen Grat entlang (der Rest eines Vulkankraters, der ansonsten bis auf ein paar Inselchen, die vor Panarea aus dem Wasser ragen, im Meer versunken ist), vorbei an teils bizarren Felsformationen. Der Abstieg zum Piano Milazzese, einer traumhaften Badebucht, wo immer ein Rudel Yachten ankert, führt durch eine Kakteenwildnis und beschert Ausblicke über den gesamten Mini-Archipel Panareas. Schmale, aber gut angelegte und gekennzeichnete Wege führen durch die Grasebene, wo einem angesichts der Vegetation statt der Bergvagabunden doch eher die Träger und Askari in den Sinn kommen. Man stößt schließlich bei einer Felsengruppe (mit Gedenktafel) zwischen den Badestränden von Punta Milazzese und Drauto auf einen Pflasterweg, der nach Drauto zur Fahrstraße und zurück nach San Pietro führt.

Auf der gesamten Insel verkehren übrigens nur Elektromobile. Besonders putzig wirkte ein Trupp Carabinieri (vier Mann in prächtiger Uniform, in Zweierreihen Rücken an Rücken) auf einer Art Golfwägelchen mit Sonnendach, was einerseits zum Lachen reizte; andererseits guckten sie so grimmig, dass Ursula sich dann doch nicht traute, sie zu fotografieren.

Salina

Kapernblüte

Kapernblüte

Obwohl Lipari ja der Hauptort des Archipels ist und oben als Dreh- und Angelpunkt bezeichnet wurde, wäre Salina eigentlich die geborene Hauptinsel: Sie ist fast genauso groß, grün, hat eigenes Wasser, ist wirtschaftlich autark, hat zwei Häfen, zwei Gipfel und liegt genau im Zentrum des Y, den die sieben Hauptinseln bilden. Immerhin haben es die Einwohner mittlerweile zu einer eigenen, von Lipari unabhängigen Kommunalverwaltung gebracht; die Bezeichnung »Liparische Inseln« hört man hier folgerichtig nicht so gerne.

Die Insel bietet reichlich Wandermöglichkeiten und ist durch Buslinien relativ gut erschlossen (insbesondere durch die beiden Häfen und die Buslinie dazwischen ergeben sich hübsche Kombinationen; Busfahrpläne siehe unten bei den »Praktischen Hinweisen«). Die bekannteste Tour ist die Besteigung des Monte Fossa (962 m), die wir aber nicht gemacht haben. Stattdessen haben wir den »Zwillingsbruder« Monte dei Porri (860 m) besucht und sind beim zweiten Besuch ins Vallone d’Ogliastro spaziert.

Der »Leuchtturm« von Pollara

Der »Leuchtturm« von Pollara

Nachdem wir uns in S. Marina Salina etwas umgeschaut haben, fahren wir mit dem Bus nach Malfa, wo wir umsteigen müssen. Am Dorfplatz können wir uns mit Auslagen gucken und Fotografieren die Wartezeit vertreiben, bis der Bus nach Pollara kommt. Den verlassen wir schon bald am »Semaphoro«, einem ehemaligen Marineobservatorium. Der Weg zum Monte dei Porri zieht daran vorbei, weit unten die Serpentinen der Straße nach Pollara und ausgedehnte Wein- und Kaperngärten, die Salinas wirtschaftliche Prosperität begründeten. (Der Malvasier Salinas gilt als der Beste – mit Sicherheit ist er der teuerste – und die Kapern werden zur Konservierung immer noch in grobes Meersalz eingelegt, nicht in irgendeiner Essigbrühe ersäuft – beide Mitbringsel haben uns im niederrheinischen Schmuddelwinter Sonne in die Küche gebracht.).

Im Valle Olivio Grande

Im Valle Olivio Grande

Zum Gipfel führt ein steiler Trampelpfad, den man auch wieder zurück muss. Dann folgt man dem guten Pfad (er ist offenbar gerade gereinigt und ausgebessert worden – beim Abstieg über den Piano del Vescovo treffen wir auf die Arbeiter) in der bisherigen Gehrichtung. Der Weg zieht sich, ständig leicht steigend im Linksbogen um den Berg herum, im angenehmen Schatten von Steineichen- und Lorbeerwald. Hier sehen wir übrigens das einzige Mal eine der (ungiftigen) schwarzen Zornnattern, ein dünnes Fädchen, das rasch im Laub verschwindet.

Der Abstieg über den Piano del Vescovo ins Val Olivia Grande führt über aufgelassene Terassenbauten, deren Steinplatten teilweise als Treppenstufen dienen, meist ist der Weg aber recht ruppig und geht ordentlich in die Knie, so dass wir unten angekommen die Rast unter einem großen Olivenbaum ausgiebig genießen.

Ein Wirtschaftsweg führt dann nach Leni hinein, wo wir an der Kirche den Treppenweg hinunter nach Rinella, dem zweiten Hafen Salinas, und dort die Fähre zurück nach Lipari nehmen.

Die zweite Tour war eher ein Spaziergang und begann auch wieder an der Bushaltestelle am Anleger von S. Marina. Diesmal fuhren wir in die entgegengesetzte Richtung, nämlich nach Lingua (Endhaltestelle). Von dort führt ein Weg unter den Abhängen des Monte Fossa delle Felci zum Vallone d’Ogliastro. Nichts Weltbewegendes, einfach ein erholsames Hinauswandern in die Stille der Landschaft durch sonnenbeschienene Mittelmeer-Vegetation (hauptsächlich Perückensträucher), unterbrochen von Wein- und Olivenkulturen. Mit Blick auf die Lagune, die Salina ihren Namen beschert hat (nämlich die Salzgewinnung darin), pilgerten wir zurück nach Lingua und gönnten uns zum Abschluss bei »Alfredo« die Spezialitäten des Hauses: Eine köstliche Granita und ein »pane cunzato«.

Stromboli

Als wir jetzo der Insel entruderten, sah ich von ferne
Dampf und brandende Flut, und hört’ ein dumpfes Getöse.

Odyssee, XII. Gesang, Vers 201f.

Handgemalte Wanderkarte an einer Mauer auf Stromboli

Handgemalte Wanderkarte an einer Mauer auf Stromboli

Der Vulkan Stromboli hat schon in der Antike die Menschen fasziniert. Er ist einer der ganz wenigen Vulkane, der regelmäßig (aber in der Regel mäßig) tätig ist und das seit Jahrtausenden, weshalb er bei den Seefahrern auch den Beinamen »Leuchtturm des Mittelmeeres« trägt. In stündlichen oder kürzeren Abständen kommt es zu größeren und kleineren Eruptionen. Das ausgeworfene Material fällt in den Krater zurück oder es rollt über die Sciara del Fuoco (»Feuerrutsche«) ins Meer. Dieser regelmäßige Auswurf von Lavafetzen, Schlacken und Aschen ist so typisch für den Stromboli, dass er für Vulkanaktivität dieser Art Namenspate und zu einer Touristenattraktion wurde.

Stromboli: Blick auf die Krater von der Quota 400]

Stromboli: Blick auf die Krater von der Quota 400]

Leider erwischten wir bei unseren Aufenthalten auf der Insel eine untypische Phase. In den Jahren 2002 und 2003 kam es zu größeren Explosionen, Felsstürzen und Lavaströmen, die im Sommer 2003 von der normalen Aktivität abgelöst wurde. Nach größeren Lavaflüssen im Frühjahr 2007 gab es von April bis Ende Juli 2007 – und damit während unseres Aufenthaltes – keine regelmäßigen Eruptionen, es stiegen lediglich Rauch und Dampf auf. (Was die Veranstalter der nächtlichen Bootstouren aber mitnichten bewog, ihr Angebot einzustellen – vielleicht haben sie den Leuten ein Video vorgeführt.) Dies machte den Vulkan unberechenbarer, woraufhin die Gipfelregion (ab 400 m) für Touristen gesperrt wurde (ein Anwohner, mit dem wir ins Gespräch kamen, orakelte: »È calmo – comme Vesuvio«). Seit Ende Juli 2007 zeigt der Vulkan wieder seine normale Aktivität, Anfang August wurde der Gipfelbereich freigegeben (Gruppen werden auf max. 800 m geführt, von wo die Explosionen aus Schutzeinrichtungen beobachtet werden können).

Auf der Mole von Ginostra (Stromboli)

Auf der Mole von Ginostra (Stromboli)

Wir sind dann zu zwei Aussichtpunkten, die erlaubt waren, gewandert: Einmal auf dem neuen Wanderweg von der Piazza S. Vincenzo hoch zum alten Friedhof und am Hang entlang zur Mulattiera (die einst für den Film mit Ingrid Bergmann angelegt wurde) und ein zweites Mal von Ginostra aus zur Punta dei Corvi, von wo ich den Blick auf die Sciara del Fuoco eigentlich noch eindrucksvoller fand (und wo wir auch einen größeren Ausstoß von Dampf und Rauch beobachten konnten, also doch nicht ganz enttäuscht wurden. – Wenngleichen es nicht viel anders aussah als zu meiner Lehrzeit in der Hütte, wenn die Siemens-Martin-Öfen angeblasen wurden…

In Ginostra legen seit einiger Zeit dank einer neuen Mole auch die Schnellfähren an, aber Hektik bricht deswegen keine aus; gemessenen Schrittes kommt beim Einlaufen eines Schiffes ein sich – wer weiß wie – hierher verirrter »Gondoliere« den Treppenweg vom Dorf herab, um den Passagieren die Gangway zurechtzuschieben.

Filicudi

Im Inneren Filicudis

Im Inneren Filicudis

Am Anleger von Filicudi Porto. Mit offenen Armen werden der Papiersack mit den Brötchen und das Bündel mit dem »Corriere della Sera« in Empfang genommen – Frühstück morgens um neun mit weitgereisten Brötchen und der Zeitung von gestern Abend. Außer uns verlassen vier Radler die Fähre. Was die hier wollen, ist mir allerdings nicht ganz klar; mit den Straßen auf Filicudi ist es nämlich ungefähr so wie mit der Eisenbahn auf Lummerland: Einmal ‘rum, und nach spätestens einer halben Stunde ist man wieder am Ausgangspunkt…

Der Steinbruch der Mühlsteine auf Filicudi

Der Steinbruch der Mühlsteine auf Filicudi

Filicudi ist also eine kleine Insel, aber für Wanderer lohnend. Die Wege sind großenteils gut unterhalten und es gibt sogar eine kleine Broschüre mit Tourenvorschlägen. Leider konnten wir sie nur für einen Tag besuchen. Was wir sehen konnten, hat uns aber sehr gut gefallen. Es gibt ein Straßennetz, das jedoch nur die Siedlungen im Süden der Insel verbindet. Die Gegend um den Inselberg Monte Fosse delle Felci (den Namen gibt es auch auf Salina, also Obacht) und nördlich und westlich davon ist menschenleer.

Wenn man also nicht so viel Zeit zur Verfügung hat, muss man sich entscheiden. Die Besteigung des Inselberges (774 m) ist eine satte Tagestour und leider liegt die archäologische Ausgrabung eines prähistorischen Dorfes, die wir uns anschauen wollten, genau in entgegengesetzter Richtung auf einer Halbinsel.

Als Kompromiss kann man zunächst auf einem schönen Treppenweg hinauf ins Dorf Rocca di Ciauli steigen, von wo man einen eindrucksvollen Blick über die Bucht hat und reichlich Fotomotive findet; dann im Bogen links abwärts ein Sträßchen und dann ein Stück Fahrstraße zu besagter Halbinsel Capo Graziano tippeln. Oberhalb der Ausgrabungsstätte gibt es noch einen Aussichtspunkt (der Pfad ist teilweise etwas verwachsen). Der Rückweg zum Hafen führte uns dann über einen schönen Pflasterweg zunächst zum aufgelassenen Steinbruch der Mühlsteine (ein früheres Exportprodukt) und am Strand entlang wieder zur Mole zurück.

Alicudi

Häuser von Sgurbio auf Alicudi

Häuser von Sgurbio auf Alicudi

Typischer Treppenweg auf Alicudi

Typischer Treppenweg auf Alicudi

Auch auf dieser Insel waren wir ja leider nur für einen Tag, und so kann ich nicht sagen, ob man hier wirklich den »Inselkoller« kriegt. Ich könnte mir schon vorstellen, hier für einige Zeit auszuspannen (und Ursula nickt – oje, ich glaube, da planen »wir« schon wieder was). Es ist die abgelegenste Insel des Archipels (von Lipari aus gesehen), von der Kommunalverwaltung dort sichtbar stiefmütterlich behandelt (elektrischen Strom gibt es erst seit 1991). Man kann die Stille förmlich greifen (wenn man nicht gerade an einem Weiler vorbeikommt, wo momentan kräftig renoviert wird – mangels Strom aus der Steckdose (noch führen die Leitungen nicht überall hin) wird dann halt der benzingetriebene Generator angeworfen.

Die natürlichste Fortbewegungsart (die ich, natürlich, favorisiere) ist hier noch die Vorherrschenste: Das Gehen und Steigen über die Platten- und Treppenwege zwischen den Häusern und Weilern. Lasten werden getragen (uns kam jemand entgegen mit einem Kühlschrank auf dem Rücken – der Fortschritt hält auch hier Einzug) oder auf das Muli geladen. Es soll aber auch die Kehrseite nicht verschwiegen werden: Wir sahen einen älteren Mann, der sich mühsam mit zwei unförmigen Holzstücken als Gehhilfe fortbewegte. Ein Anblick, den man nicht vergisst; wenn es unser letzter Urlaubstag gewesen wäre, hätte Ursula ihm ihre Trekking-Stöcke geschenkt.

Wir machten eine Runde durch Alicudi Porto und stiegen hinauf zum Weiler Tonna und am Hang entlang zur Kirche S. Bartolo (jüngst renoviert), wo wir auf eine Gruppe des CAI trafen. Wir genossen die Aussicht von der Terasse vor der Kirche und stiegen dann weiter nach Montagna, dem höchstgelegenen Dorf. Hier wird allenthalben renoviert. (Wie man hört, gibt es regelrechte Kolonien, die sich untereinander abgrenzen: Die Schweizer, die Deutschen, …).

Chiesa S. Bartolo auf Alicudi

Chiesa S. Bartolo auf Alicudi

An den Resten des Waldes vorbei zieht sich der Pfad durch die »Dirrituso«, einem fruchtbaren Kraterboden mit kaum noch bewirtschafteten Terassen, und Hängen mit verschwenderisch blühenden Ginsterbüschen in einem Linksbogen um den 675 m hohen Kegel des Filo dell’Arpa, dem »Bussardberg« und führt dann durch eine Felswirrnis an der dem Hafen abgewandten Seite zum Gipfel.

Hier kann man die Stille förmlich greifen und eine Nacht hier oben unter dem ungetrübten Sternenhimmel muss ein Erlebnis sein (das wir uns vielleicht noch gönnen) wie früher eine einsame Übernachtung in einer Biwakschachtel in den Alpen.

Zurück nahmen wir den gleichen Weg, nahmen aber vom Vorplatz an der Kirche S. Bartolo einen Pfad linkerhand und kletterten über die steile Lavarippe von Sgurbio, auf der die Häuser des gleichnamigen Weilers wie Zacken im Rückenkamm eines Drachen aufgereiht sind, hinunter zum Hafen. Der Pfad führt übrigens auch an einigen Granitfelsen mit mustergültiger »Wollsackstruktur« vorbei. In Sgurbio werden Terassen wieder hergerichtet und mit neuen Weinstöcken bepflanzt; es ist schön zu sehen, dass alte Kulturlandschaft wieder gepflegt wird, was man sich für viele Gegenden in den Alpen ja auch wünschte.

Übrigens residiert in Alicudi Porto ein Verlag (Arbatus Editrice), der sehr ansehnliche Führer zu den Inseln herausgibt.

Abschied

Es fiel uns schwer, wieder die Sachen zu packen und uns auf den Heimweg zu machen. (Ursula machte morgens beim Aufstehen ein entsprechendes Gesicht, aber das Foto darf ich hier nicht zeigen.) An der Mole trafen wir den älteren Italiener wieder, der abends auf der Terrasse des Restaurants saß und wie für sich selbst Gitarre spielte und sein Glas Wein trank. Wir grüßten, er grüßte freundlich zurück – auf Deutsch. Der Fall war schnell geklärt: Er brachte seine Frau zum Schiff, die wieder nach Hause wollte – nach Leverkusen, während er in der Saison im Restaurant seines Bruders die Gäste unterhält. Wir plauderten während der Überfahrt ein bisschen, erfuhren interessante Dinge von den Inseln, wie sie nicht im Reiseführer stehen, und ich konnte mich damit etwas von der kabbeligen See in der Straße von Messina ablenken, die unser Aliscafi zum Schaukeln brachte und die Fahrzeit verdoppelte. Aber schließlich sind wir der »wasserstrudelnden Göttin« entkommen und wieder sicher am Niederrhein gelandet.

Eine eigene kleine Welt ist dieser Archipel. Trotz der Invasion der (meist italienischen) Touristen im Sommer gibt es genug abgelegen Ecken, um die Seele baumeln zu lassen. Die warme, trockene Luft tut alten Knochen gut, das türkisfarbene Meer und die Blütenpracht dem Auge. Bei Rücksichtnahme aller Besucher kann dieses Kleinod auch in Zukunft Naturliebhaber erfreuen.

Zum Ausklang und Weiterträumen ein Zitat aus einem Gedichtbändchen, das ich im Bücherschrank des Hotels (an dem ein Zettel hing mit der freundlichen Aufforderung: »Ein Buch da lassen, eins mitnehmen«) fand und – es ist wohl fast unvermeidlich – beim Zusammenstellen dieses Berichtes im Web:

LA MIA NAVE

È partita
la nave di ferro
aprendo il mare
sulla mia anima isolana,
traghettando secoli muti
nella stiva sul fondo

Äolus-Standbild auf Vulcano

Äolus-Standbild auf Vulcano

MEIN SCHIFF


Abgelegt hat
das stählerne Schiff
ich steche in See
auf dem Eiland meiner Seele,
stumme Äonen durchpflügend
tief im Laderaum gestaut

SALVATORE FABIO, Poesie del vento. Arte Grafiche Zuccarello, S. Agata Militello (ME) 2003
(http://www.studiolegalefabio.it/; Menüpunkt »A mio Padre«). Ü. v. Verf.


Ursula (Bilder) und Michael (Text, Bilder), Juni 2007


Praktische Hinweise

Anreise und Verbindungen vor Ort:

Literatur:

(Es sind nur Titel aus unserem Bücherschrank angegeben, also nicht unbedingt aktuelle oder lieferbare Ausgaben)

  • Schetar/Köthe, Sizilien. Reise Know-How Verlag Peter Rump, Dormagen 4. Aufl. 2003. (Noch) handlich und sehr detailliert. Mit Hinweisen zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Enthält ein Kapitel über die Liparischen Inseln. (Die Führer aus dem Michael Müller Verlag sind für Individualreisende ebenfalls sehr empfehlenswert. Dort gibt es auch ein Forum mit aktuellen Informationen,)
  • Peter Amman, Liparische Inseln. Insel- und Wanderführer. Reisebuchverlag Iwanowski, Dormagen 4. Auflage 2005. Mit Reisekarte und Reiseinformationen zu den Anreiseorten auf Sizilien und dem Festland. Wanderbeschreibungen zu allen Inseln; separate Karte 1:25.000.
  • Mithra Omidvar, Sizilien und Liparische Inseln. Rother Wanderführer, Bergverlag Rother, München 2002. Die Autorin konzipiert und leitet die Italien-Wanderungen des Summit Clubs des DAV und betreibt auch eine eigene Website. Korrekturen hierzu.
  • Arbatus Guide: Lipari usw. (je Insel ein eigener Band). Am nächsten »dran« ist natürlich der Verlag Arbatus Editrice; er hat seinen Sitz nämlich auf Alicudi. Die sieben Bände sind alle gleichartig aufgebaut (arrivare, dormire, mangiare, storia, natura, itinerari, l’isola, prodotti tipici, informazioni), relativ großformatig, jedoch mit praktischer Spiralbindung und Registertaben, durchgehend farbig illustriert; mit einem Satellitenfoto und einer Karte mit Höhenlinien in der Umschlagseite.
  • Äolische Inseln. Edizione New Cards, Samuceto. Vor Ort erhältlicher Führer mit Informationen zu allen Inseln, farbig illustriert. In der deutschen Übersetzung schimmert sehr die Vorlage durch, also lieber gleich auf Italienisch kaufen.
  • estateolie 2007. Reich bebilderte, werbefinanzierte Broschüre; gibt es vor Ort in Hotels und eventuell in der Touristeninformation.
  • Das Äolische Regionalmuseum. Einführung zur Besichtigung. Mit Lageplänen und schönen Farbfotos. Kostenlos an der Museumskasse, wenn verfügbar.
  • Leonie Kreckel-Renner, Blühende Pflanzen am Mittelmeer. Privatdruck Gödecke AG, Freiburg 1969.
  • Schönfelder, Kosmos Naturführer. Was blüht am Mittelmeer? 4. Auflage 2005. Handliches Bestimmungsbuch.
  • Walter Schumann, Steine und Mineralien. BLV Bestimmungsbuch. München 1972.
  • Homer, Odyssee. Übersetzung von Joh. Heinricht Voß. Magnus Verlag, Essen o. J.Welche der Äolischen Inseln die Insel des Windgottes sein soll, ist strittig. Oft wird sie mit Lipari oder Stromboli gleichgesetzt, was auf Vergil zurückgehen soll. Dahinter steckt vielleicht die antike Vorstellung, dass die Erde »den Wind aus ihrem Leib gebiert«; Aristoteles versucht den Vulkanismus dadurch zu erklären, dass Wellen, die gegen die Küste getrieben werden, Luft in die Klüfte drückt und diese in den Vulkanen Feuer entfacht, dessen Rauch dann wie aus Schornsteinen wieder herauskommt. Der britische Marineoffizier Ernle Bradford, der das Mittelmeer mit kleinen Segelbooten befahren hat und in seinem Buch »Reisen mit Homer« die Odyssee – wie weiland Schlieman die Ilias – beim Wort nimmt, glaubt, dass Homer auf zeitgenössische Segelanweisungen (periploi) zurückgegriffen hat; er hält aufgrund nautischer Überlegungen Ustica (westlich von Stromboli) für die Insel des Äolus (und Stromboli und Stromboliccio für die »irrenden Klippen«). Wie auch immer, jeder will ein Stück vom Kuchen, und so wurde auf Vulcano 1993 Äolus ein Standbild errichtet und auf dem Burgberg von Lipari steht seit 1971 ein Relief mit einem Auszug aus dem XII. Gesang, auf dem die »irrenden Klippen« mit den Faraglioni an Liparis Südküste illustriert werden.
  • Ernle Bradford, Reisen mit Homer. Scherz Verlag 1964.
  • Flavio Conti (Hg.), Wunderwerke der Natur. Vulkane – Geysire – Krater. Prisma Verlag 1980.
  • Lucio Falcone / Angelita La Spada, Cucina Eoliana, ISBN 88-85328-98-9, 9 Euro. Rezeptbuch, vor Ort erhältlich (auch in Deutsch). Zutaten nicht vergessen!
  • Hinweise auf geologische Literatur von der Spezialbuchhandlung Gleumes in Köln.

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Windrose im Boden vor der »Chiesa vecchia«, Lipari

Windrose im Boden vor der »Chiesa vecchia«, Lipari