Molveno und der Molveno-See

»In diesem Thal ragen finster und trotzig hinter den tannumsäumten Vorbergen viel zerklüftete kahle Hörner und Spitzen empor, ewiger Schnee glänzt in ihren Spalten, dunkle Eismassen umpanzern ihre Rücken, und hinter diesen Hörnern ragt eine zweite, noch wilder zerrissene Schicht Gebirges in unzugänglicher Höhe … die Nebel kochen und wallen und weben unheimlich um die verhüllten Gipfel, … das ist der Gletscher von Molweno …« – Joseph Victor von Scheffel, Brief aus Venedig und andere Reisebilder (1887).

Die erste Kunde von einem Gebirge namens »Brenta« erhielt ich – eher alpenfern großgeworden und just als junger Programmierer bei einem Essener Traditionsunternehmen angestellt – vor zirka dreißig Jahren. Die Kollegin am EPR 1300 nebenan berichtete während einer Arbeitspause (ich glaube an meinem ICL 2903 ratterte der Schnelldrucker gerade wieder ein post mortem raus) begeistert vom Klettern in den herrlichen Brentafelsen.
Seit ich selber in die Berge fahre, habe ich diese Ecke allerdings eher gemieden, denn der Preis für grandiose Landschaftsbilder mit himmelragenden Türmen auf engstem Raum sind eben – Bergsteiger auf engstem Raum. Als wir nun dieses Jahr dorthin fuhren, ging es bewusst nicht in die zentrale Brentagruppe mit den berühmten Eisenwegen. Außerdem sind für Ursula mit einer Coxarthrose Grad IV (ja, so ändert sich die Bedeutung von Gradangaben) Klettersteige nicht mehr das reine Vergnügen – im Herbst ließ sich dann auch die Einsetzung einer Prothese nicht mehr umgehen. So suchten wir am Süd- und Ostrand des Gebirges nach Möglichkeiten zu stillen Wanderungen im Fels oder den Wäldern und Almen der Vorberge mit viel Zeit zum Schauen und Fotografieren.
Und gleich nach unserer Rückkehr lagen am Kiosk die neuen Hefte von »Berge« (Heft 4/2006: »Einsame Pfade unter 3000ern«) und »Bergsteiger« (8/2006: »Berge ohne Menschen«) aus, quasi als nachträgliche Bestätigung unserer Entscheidung.

Der Standort

Molveno ist natürlich nicht mehr das hinterwäldlerische Nest, als das es Joseph Victor v. Scheffel kennenlernte; aber es ist immer noch keine reine Hotelsiedlung, wie etwa Andalo nebenan. Der Ort macht einen außerordentlich gepflegten Eindruck und der Auftrieb der Sommerfrischler hält sich zumindest Anfang Juli in Grenzen. Außerdem ist der Ort sehr verkehrsgünstig gelegen, für uns immer ein wichtiges Argument: Nicht weit von Trient (direkte Busverbindung), Busse (mit günstigem Tagesticket) auch zur Paganella-Hochfläche und ins Sarca-Tal. Der See sorgt, auch in diesem heißen Juli, für ein angenehmes Klima und lädt mit seinem gepflegten Strand zum Baden nach der Tagestour.

Der See hatte seine milchiggrüne Farbe übrigens nicht immer. Cesare Battisti beschreibt ihn noch als blau und klar; man konnte bis in 14 m Tiefe blicken. Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts jedoch wird Gletscherwasser aus dem Adamello-Gebiet durch unterirdische Stollen herangeführt und über einen künstlichen Wasserfall am Südende eingeleitet. Doch das ist nur eine Zwischenstation: Durch einen weiteren Tunnel (unter dem Monte Gazza) stürzt das Wasser rund 500 m tiefer hinab in die Turbinen des Kraftwerks von S. Massenza (das man übrigens besichtigen kann) am Nordufer des gleichnamigen Sees im »Valle dei Laghi«. Aber das ist wieder eine Geschichte für sich…
Unterkünfte gibt es für jeden Geschmack, entweder im Ort selbst oder auf der Pradel-Hochfläche (z. B. Gasthaus Pradel an der Bergstation der nostalgischen Stehgondel-Seilbahn, für Gäste Fahrten um die Hälfte des regulären Preises, d. h. für 3 Euro). Entsprechende weiterführende Informationen sind unten angegeben.

Die Touren

Bildstock am Passo S. Giacomo

11. Juli 2006: Monte Gazza. Mit dem Navetta-Bus fahren wir nach Andalo bis zur Piazza Dolomiti und nehmen dann die Seilbahn zum Doss Pelà. Dort wird zurzeit fleißig für neue Skipisten gebaggert, wo Wanderer nur stören; also werden wir durch einen Tunnel umgeleitet. Von der Station aus geht es auf einem Fahrweg rechtshaltend an der Malga Terlago vorbei bis zu einer Linkskurve. An einem Mast mit Betonsockel (Beschriftung »Monte Terlago«) rechts ab (immer noch Weg 606) und hinab in eine Wiesensenke mit Wegteilung (Passo S. Antonio, Wegweiser, Aussicht ins Etschtal, schöner Rastplatz). Dann auf Weg 602 entlang des Steilabbruchs ins Etsch-Tal, angenehm durch Wiesen und Latschen zum Canfedin (Nebengipfel der Paganella, 2038 m).

Doppelkekse in der Brenta?

Die Felsformationen unterwegs erinnern uns an die runden Doppelkekse, die in unserem Wohnort produziert werden, und so machen wir hier (Vor-)Mittagsrast. Vom Canfedin ging es dann über weites Almgelände, wo im Sommer Schafe und Bienen weiden, an ein paar Wochenendhäusern vorbei hinab zum Passo S. Giacomo (1962 m, mit Heiligenhäuschen etwas abseits des Wegweisers). Von dort sind es ein paar Meter bis zum Monte Gazza (1990 m). Von hier kann man über die schon sichtbare Malga Covelo über den Passo San Giovanni (1575 m) auf dem Weg 643, später auf dem 605 nach Molveno absteigen.

Wir nahmen aber die Nummer 610, der in einem Bogen zum Doss Pelà zurückführt. Der Weg ist sehr einsam, und in dem dichten Latschen- und Birkengestrüpp meinte Ursula ab und zu hinter sich ein Grunzen und Schnaufen zu hören. Vielleicht war Brunos verschollener Zwillingsbruder ja hinter uns her – jedenfalls hatte im August 2004 hier ein Bär einige Tage lang unter den Schafherden gewütet und fast zwei Dutzend Tiere gerissen. Es geht mit viel Auf und Ab und Hin und Her durch eine Lärchenwildnis, bis man wieder auf eine Almstraße stößt, der man etwas ansteigend zur schon sichtbaren Seilbahnstation folgt (oder nach links zur Straße Andalo – Molveno).

Auf dem Weg zum Rif. Croz dell’Altissimo

12. Juli 2006: Rifugio Selvata. Mit dem Korblift geht’s zur Pradel-Hochfläche und weiter zu Fuß zum Rif. Croz dell’Altissimo. Meist schöner Waldweg mit »Einlagen« (Tunnel, Felsband). An einer Stelle (hinter dem Tunnel) schöne Aussichtsstelle mit Blick auf das Seghe-Tal (Gedenktafeln). Hinter der schönen Schutzhütte führt eine Hängebrücke über ein malerisches Bachbett (war bereits eine Woche später bei meinem zweiten Besuch ausgetrocknet). Anstieg über Bergschulter zum Rif. Selvata auf einer Sonnenterasse (20 Minuten). Dahinter (vor dem Beginn der Serpentinen zum Rif. Pedrotti) kann man rechts ab über ein Schuttfeld zu einer schönen Stelle am Wasser gelangen, wo einige Felsblöcke Sitzplätze mit Schatten bieten.

Zurück nimmt man entweder den gleichen Weg oder – etwas anspruchsvoller – den Dorigoni-Steig über das Rifugio Malga Andalo.

Qui
tra rocce, nevi
e cieli eterni
la mia giovinezza
si è eternita…
Qui sono rimasto … vivo.

Hier
Zwischen Felsen, Schnee
Und ewigen Himmeln
Währt meine Jugend
In alle Ewigkeit…
Hier bleibe ich … lebendig.

(Auf einem Gedenkstein für einen jungen Bergsteiger am Montisello. Ü. d. Verf.)

13. Juli 2006. La Montanara. Von dem bel(i)ebten Ausflugslokal mit Aussichtswiese über dem Val delle Seghe geht es auf dem Weg 352b durch Wald bergan, zunächst steil über Wurzeln, dann in Serpentinen, bis man einen Sattel (1812 m) mit Wegverzweigung nahe dem Palon di Tovre erreicht, der sich für eine Zwischenrast anbietet. Der linke Abzweig führt zum Croz dell’Altissimo (mit Kreuz, 2338 m), wegen seiner vorgeschobenen Lage eine herrliche Aussichtkanzel auf die Brenta, rechts führt ein schmaler Steig (352b) immer Höhe haltend erst durch lockeren Lärchenwald, später über Wiesengelände (Prato del Monte), ein Blumenparadies! Etwa in der Mitte des Wiesenrundes kommt von rechts unten der Weg 352 (Wegweiser), dem man in der bisherigen Gehrichtung folgt und bald darauf zu einem aussichtreichen Wiesenrücken, dem Montisello (1828 m) ansteigt. Das Panorama reicht von Andalo über die Paganella, den Molvenosee und die Gardaseeberge bis zu den Brentaspitzen (Giuglia etc.). Nach einer Rast kann man entweder über über den Weg 352 absteigen oder über die Almen Dagnola alta und bassa nach Andalo gehen und dort den Bus nehmen. Folgt man dem Weg nach unten, stößt man an einer Viehtränke (geringer Wasserfluss) auf einen unbefestigten Fahrweg, dem man eben und zuletzt (nach einer Schranke) rechts kurz hoch zum Rif. Montanara folgt.

S. Tommaso

14. Juli 2006. Nonstal. Mit dem Bus ging es bis Cavedago, und nach einem Cappucino vor dem Albergo Slosser und Käse-Kauf in der Molkerei spazierten wir den Hügel hinauf zur romanischen Kirche S. Tommaso (in der Tabacco-Karte fälschlich als S. Antonio eingetragen), schauten uns die Fresken an und plauderten mit einem Ehepaar aus Mailand, das hier Stammgast ist und uns daher einiges dazu erzählen konnte.

Nach dem Überqueren der Staatsstraße geht es auf einem geteerten bzw. betonierten Fahrweg hoch in die Wälder an der Ostflanke der Brenta. Hinter dem ersten Abzweig rechts erreicht man bald die Grenze des Naturparks »Adamello-Brenta« (Parkplatz). Dort schlägt man wiederum den rechten Weg (Tafel »Selva Piana«) ein und nimmt gleich danach wieder rechts einen Waldweg (Wegweiser »Masi«, 1040 m). Angenehm geht es abwärts ins untere Nonstal.

Bei einem Abzweig mit Steinmauer erreicht man einen schönen Rastplatz mit Blick auf Cavedago. Weiter abwärts durch Wald, rot-weiß markiert, in Richtung Sporeggio-Schlucht, jetzt im Zweifel immer links halten. An einer Steinmauer oberhalb einer Wiese schöner Ausblick auf Schloss Belfort, Spormaggiore und das Nonstal. Man setzt über das Mäuerchen hinweg und geht nach rechts am Waldrand entlang (Schild »Proprieta privata«), bis man hinter der Wiese auf einen in Tabacco-Karte nicht verzeichnetem Teerweg stößt (Sackgasse). Am linkerhand liegenden Haus vorbei und nach 200 m hinter einer Pferdekoppel links in einen Betonweg einbiegen, dem man bis Le Seghe (Sägewerk) an der Brücke über den Sporeggio folgt.

Eine Videofalle für den Bären

Dort finden sich an einer Felswand ein Kruzifix und Wegweiser. Von links kommt Weg 302, dem man zur Baita Cacciatori (1869 m) und weiter zum Tovel-See folgen kann. Direkt nach Spormaggiore geht es auf dem rechten, ebenen Weg; an der nächsten Brücke stößt man dann auf einen Rastplatz und einen guten Brunnen. Wir gingen diesmal geradeaus hoch auf einer Forststraße (die bereits weiter ausgebaut ist, als in der Tabacco-Karte eingetragen) und bogen dann rechts auf ein Stück der alten Römerstraße durch das Nonstal ab, das zur Burgruine Rovina führt. Wie bei Römerstraßen üblich, handelt es sich um einen Höhenweg, der allerdings stellenweise im Wald nicht mehr sehr deutlich zu erkennen ist; außerdem waren gerade durch Forstarbeiten Teile des Weges in Mitleidenschaft gezogen.

Unterwegs findet man auch Hinweise zu der »Heiligen Quelle« (La sorgente dell’Acqua Santa), die im Wald oberhalb der Vigilio-Kapelle im Ortsteil Maurina entspringt. (Die Geschichte wird auf der Website von Spormaggiore erzählt: Die Dorfquelle war – mutmaßlich durch teuflische Machenschaften – versiegt. Bei einer Bittprozession fiel durch ein Missgeschick der Träger der Heiligenschein der mitgeführten Madonnenstatue in den Quelltopf und die Quelle sprudelte wieder – angesichts der Karsterscheinungen in dieser Gegend vielleicht kein allzu schwieriges Wunder.) Beim Suchen im Unterholz wäre ich fast in einen pechschwarzen, kreisrunden Pfuhl zwischen den Wurzeln einer großen Eiche geplumpst und habe es dann drangegeben. Außerdem gefiel mir die Umgebung nicht. Und man weiß ja, dass alte Kirchen oft an Plätzen errichtet wurden, die als nicht geheuer galten.

In diesen Wäldern fanden wir übrigens den einzigen – indirekten – Hinweis auf den Brenta-Bären in freier Wildbahn: In einem abgelegenen Tälchen stießen wir auf eine regelrechte »Video-Falle«, ein Zeichen dafür, dass Meister Petz hier wohl regelmäßig vorbeikommt.

Zurück nach Spormaggiore ging es durch große Apfelplantagen, die das untere Nonstal prägen. Im Ort finden sich einige hübsche Fotografierwinkel und am zentralen Platz mit großer Linde und Brunnen hat man in Sichtweite der Bushaltestelle die Wahl zwischen zwei Bars.

Spormaggiore ist bekannt für sein Bärenfreigehege (»area faunistica»), in dem »Problembären« eingesperrt werden. Es wird z. Z. zu einem kleinen Tierpark ausgebaut. (Wenn man von Molveno direkt dorthin möchte, steigt man am besten an der ersten Haltestelle aus, vis-a-vis der Ruine Montfort.) Auf der Terrasse vor dem Kassenhäuschen liegt einem das Nonstal zu Füßen; eine Tafel mit einem großen Foto hilft bei der Ortsbestimmung. Im Ort selber, in der Nähe des Dorfplatzes, in einem alten Herrenhaus (Corte Franca) ist eines der Naturparkzentren (Fauna) untergebracht. In nach dem neuestem Stand der Museumsdidaktik gestalteten Räumen erfährt man alles über den Brenta-Bären. Besonders putzig fanden wir das kleine Theater, in dem eine Automatenpuppe die Legende von St. Romedius und dem Bären als Bänkelsang mit Bildern vorträgt.

15. Juli 2006. Nembia – Renzo – Weg 613 (Sentiero S. Vili) – Wallfahrskirche von Deggia – Molino – S. Lorenzo in Banale. Am Biotop von Nembia mit dem gleichnamigen kleinen See, das auch einen eigenen Besuch wert ist (»Percorso naturalistico«, gesponsert von der ENEL), bilden, wie so oft, Bar & Bushaltestelle den Ausgangspunkt.

Kirchlein S. Vigilio bei Ranzo

Nach dem Überqueren der Staatsstraße geht es auf dem Weg 613 Richtung Ranzo bzw. Deggia. An einer Weggabelung geht es links nach über eine Schotterstrasse (Sentiero Bael) durch Wälder und Wiesen leicht bergan und und bergab durch Pezol, Argie und Bael bis zur Ortschaft Ranzo (Bar, Einkaufsmöglichkeit, Bus nach Vezzano). Abwärts durch das hübsche Dorf, an der Kirche vorbei, trifft man auf die Wegzeichen des SAT zum S. Vili-Pfad. (Nähere Informationen zu St. Vigilius (S. Vigilio) und die Bedeutung des Weges im Tipp-Archiv 2006.) Unterhalb der Kirche noch eine Gedenktafel (in Deutsch und Italienisch) an eine Schlacht, die hier 1703 im spanischen Erbfolgekrieg gegen die Franzosen geschlagen wurde. Am Dorfausgang dann aussichtsreich hinab zum Kirchlein S. Vigilio. Kurz danach beginnt nach einigen Abzweigungen links und rechts (aufpassen, nicht in Wiesen laufen, immer der Markierung folgen!) der schmale Pfad oberhalb der Sarca-Schlucht (Limarò-Canyon).

Auf dem S. Vili-Weg oberhalb der Sarca-Schlucht

Eine erste Aussichtskanzel (V-förmig vorgeschoben und nicht gesichert, also Vorsicht!) findet sich an einer, »Masere« genannten, Felsbastion, die nächste am Forra del Limarò, wo Bondai- und Sarca-Schlucht sich treffen. Eine phantastische Sicht auf die oberen Judikarien und Adamello tut sich auf. Jenseits des Bondai-Tales liegt Sclemo malerisch auf einem Hügel, wo uns eine weitere Wanderung hinführte. Dazwischen verläuft der spektakulärste Teil des Pfades, zwischendurch ein kurzes Stück mit Drahtseil gesichert. Je nachdem, von wo man kommt, findet man am Beginn oder Ende an die Felswand gekettet ein Buch, in das man, je nach Bedarf eine Fürbitte oder ein Dankgebet eintragen kann.

Sarca-Schlucht

Joseph Viktor v. Scheffel beschreibt den Pfad so: »Zwischen dem mächtigen Berg Doscardol und dem Monte Gazza zieht eine Schlucht landeinwärts nach Judicarien; eine alte, stellenweise noch gepflasterte Römerstraße führt über Trümmer und Geröll empor … das Sträßlein krümmt sich zu einem Saumpfad zusammen, der wie ein kaum sichtbarer Faden sich um die Außenseite unseres in senkrechte Tiefe abfallenden Berges zog, … an einem Punkt schauten wir etliche tausend Fuß unter uns die Sarca durch ihre Schluchten brausen und tief unten die neue Judicarienstraße südwärts ziehen gen Stenico … genüber türmte sich ein dem Kalkgebirg entpreßter breiter roter Sandsteinrücken dessen letzter Vorsprung die Trümmer des Kastell Mann trug als Mittelgrund vor einer Kette ferner blauer Berge, die westlich vom Gardasee als letzte Mauer vor der lombardischen Ebene stehen. (… ) Und der Pfad gieng in seinen meist in Fels gehauenen Windungen oftmals steil auf und steil wieder ab; zur Linken, wo ein civilisierter Mensch sofort an schützendes Geländer denkt, war blaue Luft und unabsehbarer Abgrund … oft auch war ein Stück Sträßlein seinerzeit den Berg hinabgerollt und durch querübergelegte Tannenstämme mit überschüttetem Geröll ergänzt, und zu innerer Beruhigung dann und wann ein Kreuz in den Fels gehauen, zum Andenken an solche, die vor uns gen Molweno gezogen. (…) Wie wir an die puntera di San Wili kamen, … da rieselte auch mir das Gefühl durch die Adern, was vom Schwindel nicht mehr viel verschieden war …«

Haus in S. Lorenzo

Der Weg läuft dann auf einer Foststraße aus zum Weiler Deggia mit seiner Wallfahrtskirche, vollständig »Santuario della Beata Vergine Maria di Caravaggio«. Unter schattenspenden Bäumen finden wir Sitzbänke und etwas unterhalb zwei gute Brunnen, aber heute keine Menschenseele. Ein idyllischer Platz, den man ungern verlässt.

Ein Pflasterweg führt hinab zum Weiler Molino am Bondai-Bach. Dort wird an den alten Gemäuern fleißig gewerkelt, es entstehen offenbar Ferienwohnungen. Hinter der Brücke geht es eine praktisch nicht befahrene Teerstraße hoch nach S. Lorenzo, das man am Sportzentrum Promeghini vorbei erreicht. Dort gibt es mehrere Bars, eine gut bestückte Touristen-Information und an der (zentralen) Kirche die Bushaltestelle nach Molveno. Die Straße von S. Lorenzo nach Molveno wird z. Z. durch Tunnel entschärft, landschaftlich eigentlich schade. Noch kann man auf dem in den Berg gesprengten Straßenband den Schauder der Tiefe genießen, und wenn man abstürzt, ja dann fällt der letzte Blick noch mal trostspendend auf die Wallfahrtskirche von Deggia.

S. Lorenzo (in Banale) war auch der Ausgangspunkt für eine Tour ins Val d’Ambiez, die weiter unten beschrieben ist.

Rifugio Malga Andalo

17. Juli 2006. Val delle Seghe. Heute machen wir eine Halbtagswanderung und spazieren einfach am See entlang und am Campingplatz und dem Museums-Sägewerk vorbei über die Römerbrücke und die Forststraße weiter (Weg 326/332) durch Wald und über Almgelände zur Malga Andalo (1357 m).

Donini-Steig

(An der Wegteilung hinter der Römerbrücke bietet es sich eventuell an, einen kurzen Abstecher zum Doss Corno mit den Resten der »Fortini di Nembia«, einer alten Befestigung aus den napoleonischen Kriegen, zu machen. Außer ein paar Erdwällen ist allerdings nichts mehr zu sehen.)

Nach einer Rast an der Almhütte mit schöner Aussicht auf die Brentagipfel nehmen wir hinter der Hütte den Donini-Steig hinunter in das Val delle Seghe. Ein wunderschön angelegter Pfad, stellenweise ausgesetzt und mit Seilsicherungen, der dann im Wald ausläuft.

Im Tal stößt man auf eine Forststraße, der man zur nahegelegenen Bar Ciclamino und weiter nach Molveno folgt, das man im Ortsteil Ronchi erreicht.

Wir entscheiden uns, den Nachmittag am Strand zu ausklingen zu lassen und haben uns auf dem Rückweg zum Hotel noch die Fresken der hiesigen S. Vigilio-Kirche (im Friedhofsgelände oberhalb des Sees) angeschaut.

Bronzetür an der Kirche von Sclemo

17. Juli 2006. Tippeltour nach Stenico auf dem S. Vili-Weg. Mit dem Bus (Ursula bevorzugt die Bergseite) fahren wir über S. Lorenzo nach Tavodo und nehmen wieder einmal den S. Vili-Weg (Nr. 300) unter die Füße.

Über kleine Sträßchen und Feld- und Waldwege auf den Höhenrücken geht es durch hübsche Dörfer wie Sclemo und Seo, und wir erreichen schließlich oberhalb von Stenico den brandneuen »Giardino Botanico« an der Cascata di Rio Bianco.

So brandneu ist das »Informationszentrum Pflanzenwelt« des Naturparks Adamello-Brenta, dass die Absperrungen noch nicht vollständig sind und wir vom S. Vili-Weg aus (bei einem Hof mit frisch renoviertem Bildstock) ganz ohne Eintritt hineinschlüpfen können – versehentlich, versteht sich – und uns so 2,50 € sparen; erst am Ausgang zur Straße treffen wir auf das Kassenhäuschen.

Im Schützenhaus

Im aufwändig renovierten ehemaligen Schützenhaus wird mit modernsten multimedialen Einrichtungen die Pflanzenwelt des Parks den Besuchern präsentiert. Auf zwei lebensgroßen Fotos des Menschen wird gezeigt, welche Pflanzen bei welchen Krankheiten helfen, die entsprechenden Proben und pharmazeutischen Zubereitungen sind in einer Regalwand versammelt.

An die Vergangenheit des Gebäudes erinnert noch der Schießstand in einem der Räume, von dem aus man mit einem Münz-Gewehr eine am Hang angebrachte Zielscheibe anvisieren kann; jeder Schuss wird kommentiert von einer Puppe, die als Beobachter mit Fernrohr am Fenster steht.

Draußen schlängeln sich Wege durch die am Hang angelegten Kulturen und zum Wasserfall, alle Stationen didaktisch bestens aufbereitet.

Das hätte auch unserem Sohn Spaß gemacht, den wir in jungen Jahren in die Alpen »mitgeschleppt« hatten.

Brunnen an der Cascata di Rio Bianco

Unterhalb des Wasserfalls, an der Straße nach Stenico (welches nur einen Steinwurf entfernt liegt) gibt es einen Rastplatz mit Brunnen, dem wir an diesem Tag gut zusprachen (selbst der knochentrockene AV-Wetterbericht kam heute nicht umhin, fünfmal die Beifügung »prächtiges Bergwetter« einzuflechten).

Stenico; rechts die Burg

In Stenico kann man noch die Burg besichtigen, eine Außenstelle des Museums von Castel Toblino.

Von hier nahmen wir dann den Bus zurück nach Molveno.

Eine schöne Tagestour, die man auch sehr gut mit Kindern machen kann, weil unterwegs viel Abwechslung geboten wird.

Rifugio Al Cacciatore im Val d’Ambiez

19. Juli 2006. Val d’Ambiez. Der Zugang zum Rifugio Cacciatore im oberen Val d’Ambiez ist nur zu Fuß oder mit Berg-Taxi möglich. Zwei Unternehmen bedienen die Strecke von Baese (Ortsteil von S. Lorenzo) aus (10 € p. P. von S. Lorenzo). Als Wanderweg ist die befestigte Straße (teils geteert, teils gepflastert oder betoniert) nicht so dolle, außerdem ist hinter der Ponte di Broca der Weg in letzter Zeit neu trassiert worden. Man kann zwar teilweise auf einen Pfad auf der der Straße gegenüberliegenden Bachseite ausweichen (Abzweig nur aus dem Tal beschildert), bei der ehemaligen Malga Lom wurde dieser allerdings kürzlich durch Wasserleitungsbauten ziemlich zerrupft. So ließen wir uns daher diesmal im Landi bis zur Hütte mitnehmen; außerdem mussten wir für die ausgedehnte Tageswanderung zeitig am Ausgangspunkt sein und übernachten wollten wir nicht, weil wir ja ein Zimmer in Molveno hatten.

Die private Schutzhütte Cacciatore (1821 m) liegt schön im amphitheaterähnlichen Talschluss. Die Gegend ist bekannt für Versteinerungen in den waagerecht geschichteten Felsen, und so suchte ich auch etwas herum, konnte allerdings mit meinem ungeübten Auge auf Anhieb nichts entdecken.

Bronze-Relief zum Jahr der Berge 2002

Man kann von hier aus einen Abstecher zur Agostini-Hütte machen (und das tun auch die meisten Passagiere unseres Landis). Anspruchsvoller sind zwei Pass-Übergänge, die auch als Zweitagestour zusammenhängend gemacht werden können, mit Übernachtung in der Cacciatore-Hütte (siehe Beschreibung »Von Molveno nach Seo« in den Praktischen Hinweisen): Entweder auf dem Sentiero Palmieri über die Folcolotta di Noghera (2423 m) und den Passo di Ceda (2223 m) auf dem Sentiero della Ceda durch das gleichnamige Tal nach Molveno (ca. 7 Stunden) oder den Weg 348 in Richtung Sarca-Tal (etwa genauso lang). Wenn man sich für Letzteren entscheidet, kommt man in eine wenig begangene Gegend mit beeindruckenden Landschaftsbildern.

Von der Cacciatore-Hütte geht es zunächst zur Malga Asbelz (1946 m, bewirtschaftet) in der Nähe des gleichnamigen Sees und – zunächst noch etwas ansteigend – am »Castello di Camosci« (der seinen Namen nicht umsonst trägt) vorbei geht es schließlich in einem langen Abstieg hinab nach Seo (832 m, Bushaltestelle; letzter Bus nach Molveno 18:54 Uhr). Ein anstrengender, aber großartiger Tag!

Sonnenuhr an einer Hauswand in S. Lorenzo

20. Juli 2006. Ruhetag. Wir packen Lesestoff ein und gehen zum Strand und schauen einfach nur dem Schatten zu, wie er langsam von links nach rechts wandert.

Nach einer Weile überredet Ursula mich zu einer Kahnpartie. Auf dem schwankenden Untergrund zittern mir die Knie heftiger als je am Berg, ich sehe mich schon kopfüber im Wasser und atme auf, als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe.

Auch wenn Ursula mich noch tagelang damit aufzieht, das ist nicht mein Element. Wenn’s nach mit ginge, wäre Amerika wohl nicht entdeckt worden. (Obwohl — um die Bratkartoffeln tät’s mit leid…)

21. Juli 2006. Bocca di Brenta. Ursula lässt mich heute auf eine Spritztour gehen und leiht mir ihre Canon.

Im hinteren Valle delle Seghe

Ich will der Pedrotti-Hütte einen Besuch abstatten (und mich, wenn ich schon mal dort bin, auch ein wenig umtun. Das sage ich ihr aber nicht, jedenfalls nicht vorher, das lernt man(n) in zwei Jahrzehnten Ehe).

Da ich also für »da oben« ein wenig Zeit einkalkuliert habe, bin ich früh unterwegs und drücke etwas auf’s Tempo. Das Wetter ist mir hold (der AV-Wetterbericht nudelt seit drei Tagen die Platte vom 19. Juli ab — egal, Neues gäbe es sowieso nicht zu berichten).

8:05 Uhr. Talstation des Pradel-Korblifts. 8:20 Uhr Pradel Bergstation, 9:05 Uhr Rif. Croz dell’Altissimo, 10 Minuten Pause, 9:45 Uhr Rif. Selvata.

Danach geht es einen Latschenhang (etwa auf halbem Weg eine Quelle) schön in Serpentinen, die leider immer wieder von Abschneidern zerstört sind, hoch. Auf den Prati dei Massodi mit einer wahren Blumenpracht wird einige Meter neben den Grundmauern der alten Baita ein neues Gebäude errichtet. Weiter geht’s durch Almwiesen, Blockfelder und einmal einen ausgetrockneteten See, der von zwei Kuppen flankiert wird, die Steinmänner tragen.

Die Hütten Tosa e Tommaso Pedrotti

Dann bald nach links über ein Wandl hoch zur Doppel-Hütte Pedrotti e Tosa, die auf einem Karrenplateau liegt: 11:50 Uhr. Der Campanile Basso (Giuglia di Brenta), der bisher Wegmarke war, verschwindet hinter der C. Brenta Alta, die die Hüttenposition beherrscht.

Bis hierher hatte mir der flotte Anstieg nichts ausgemacht – jetzt allerdings verschlug es mir den Atem, als ich eine Flasche Wasser orderte.

Nach einer kurzen Rast (andächtig mein teuer erkauftes Wasser schluckend) stiefelte ich dann zur Bocca di Brenta, einer kleine Scharte, die man von der Hütte in 10 Minuten erreicht, die erste der langen Reihe, die der Via delle Bocchette Centrali ihren Namen gab. Für die richtige Fotoperspektive bin ich dann noch ein bisschen rumgekraxelt.

Nachdem ich dann auch noch in der anderen Richtung ein bisschen in die Wege Palmieri und Brenatari hineingeschnuppert hatte, machte ich mich hurtig auf den Rückweg, denn Ursula wollte mir ja ein Stückchen vom Rif. La Montanara (Bergstation des Pradel-Liftes) her entgegenkommen.

Helden-Trikots

Forza Italia. Am 9. Juli gab es in Italien natürlich nur ein Thema: Die WM. Noch Tage später waren die ersten 20 Seiten jeder Tageszeitung dem »calcio« gewidmet, selbst der Papst kam unter »ferner liefen«. (Obwohl – hatte der nicht auch als junger Kaplan, wie es damals so üblich war, die Dorfjugend trainiert?)

Und manche Mutter konnte ihren Kindern erst Tage später die Helden-Trikots für die Wäsche entreißen…

22. Juli 2006. Fai della Paganella. Mit dem Navetta-Bus fahren wir nach Fai. Das Dorf (eine ruhige Sommerfrische) liegt aussichtsreich auf einem Hochplateau über dem Etsch-Tal.

Am Steilabbruch entlang führt ein markierter Weg zu diversen Aussichtspunkten (Felssporn Doss Castel). Zwei schöne Stationen für eine längere Rast sind die Ausgrabung einer prähistorischen Siedlung und eine Marien-Grotte am Steilabbruch zum Etschtal (»Grotta della Madonnina«), wo wir in mittäglicher Ruhe aussichtsreich Pause machen. (Es gibt im Bereich der Paganella-Hochfläche übrigens zahlreiche Höhlen. Der See von Andalo ist ein Karstsee und daher nur zeitweilig vorhanden.)

Bei unserer Rückkehr beginnt gerade das Dorffest, wo an diversen Ständen Erzeugnisse aus der Gegend angeboten werden und an einzelnen Stationen die Dorfgeschichte in Erinnerung gerufen wird. Wir munitionieren uns mit Rotwein und Käse und warten mit Blick auf das bunte Treiben auf den Bus.

23. Juli 2006. Ausflug zum Gardasee. Vor einiger Zeit habe ich noch über »Garda-See im August« gelästert, jetzt fahren wir – es ist allerdings »erst« Juli – für einen Tag selber hin.

Mit dem Bus geht es durch’s Sarca-Tal über Arco nach Riva. Der Busbahnhof ist etwas außerhalb, man steigt am besten aus, wenn der Bus vorher eine kleine Schleife durch das Zentrum dreht.

Da es gerade passt, besteigen wir das fahrplanmäßige Schiff nach Limone und sind, schwupps, in der Lombardei. Der winzige Ort ist förmlich von Touristen überschwemmt, nein stimmt nicht ganz, eigentlich nur die Uferstraße, wo sich Geschäft an Gasthaus, Gasthaus an Geschäft reiht. Wir entspringen treppauf und hören erleichtert, dass wir noch in Italien sind. Unversehens stehen wir vor dem Zitronengarten der Stadt (limonaia del castèl), der als lebendiges Museum für diese mittlerweile aufgegebene Kultur hergerichtet ist. In der flirrenden Nachmittagshitze mischen sich Zitrusduft und Zikadengesang mit Arien-Fetzen aus der Video-Installation zu einem betäubenden Gespinst, einem Traumbild Italiens. Draußen auf dem See schwebt ein Segelboot vorüber, darin sitzt Goethe und notiert: »Wir fuhren bei Limone vorbei, dessen Berggärten, terrassenweise angelegt und mit Zitronenbäumen bepflanzt, ein reiches und reinliches Ansehn geben. Der ganze Garten besteht aus Reihen von weißen viereckigen Pfeilern, die in einer gewissen Entfernung voneinander stehen und stufenweis den Berg hinauf rücken. Über diese Pfeiler sind starke Stangen gelegt, um im Winter die dazwischen gepflanzten Bäume zu decken. Das Betrachten und Beschauen dieser angenehmen Gegenstände ward durch eine langsame Fahrt begünstigt (…)«.

Es hätte nicht viel gefehlt, und wir hätten das Schiff zurück nach Riva verpasst.

Paganella

24. Juli 2006. Paganella. Zum Abschluss unseres Urlaubs wollten wir noch mal ein Bild von der Brenta »zum Mitnehmen« einsammeln und sind hinauf zur Paganella. (Das ist die Antennen-Plattform, die man auf der Höhe von Trient westlich des Etsch sieht.) Landschaftlich ist die Kuppe durch Lifte, Sendemaste und Skipisten völlig ruiniert.

Der Rundblick ist jedoch grandios: Natürlich gilt der erste Blick der Brenta von der Cima d’Ambiez bis zum Grostè-Pass, dahinter die Ortlerberge (Vioz, Forni-Gletscher), die Hochfläche von Fai, dahinter das Nonstal, tief unten das Etschtal, jenseits das Cembra-Tal (Segonzano, Erdpyramiden), dahinter das Fersental mit Palai und Gronlait (sozusagen ein Blick in die Vergangenheit: dort waren wir im Sommer 2003); weiter im Dunst die Cortiner Berge (Cristallo), Pelmo, Civetta. Den Abschluss bilden Arco und der Gardasee mit seinen Alpen-Ausläufern.

Der bunte Teller ist reich bestückt, was manche zu hemmungslosem Schwelgen verführt: Jemand vermutet, nein verlegt den Ortler östlich des Etsch, naja, wenigstens nicht östlich der Elbe.

Fazit

Vielleicht müssen wir nicht nur persönlich bald Abschied von den Alpen nehmen, wie wir sie kennengelernt haben. Denn während ich diesen Tourenbericht mit leichter Verzögerung fertigstelle, erscheint der vierte UN-Klimabericht, nach dem beim schlimmsten Szenario mit dem Abschmelzen der Alpengletscher in den nächsten 25 Jahren zu rechnen ist. (Einen auf die Alpen bezogenen Bericht gibt es unter dem Titel »Klimawandel im Alpenraum – Auswirkungen und Herausforderungen«.) Das leise Unbehagen, das wohl jeder, der seit Längerem in den Alpen unterwegs ist, in den heißen Sommern der letzten Jahre empfand, ist mittlerweile Allgemeingut. Die Konsequenzen aber, die muss jeder selber ziehen.

Ob die Kollegin von einst immer noch zum Klettern in die Brenta fährt, weiß ich nicht. Der ICL 2903 jedenfalls wurde bald darauf abgeholt und durfte noch ein letztes Mal »God save the Queen« quäken (was er immer tat, ehe der Temperaturwächter ihn abschaltete). Und Ursula? – Die rechnet sich vorläufig noch nicht zum old iron, schließlich läuft sie jetzt mit Titan in der Hüfte herum.

Brenta-Panorama von der Paganella aus gesehen (Ostseite)


Ursula (Bilder) und Michael (Text, Bilder), Juli 2006


Praktische Hinweise

Zeitungsanzeige

  • Anreise und Verbindungen vor Ort:
    • Bahnlinie München – Bozen – Trient; die Fahrt im Schlafwagen Düsseldorf – Trient kostet (bei frühzeitiger Buchung) im Urlaubsexpress (in dem es übrigens nie langweilig wird: Diesmal bekamen wir einen funkelnagelneuen Wagen, der eigentlich der Comfort-Linie vorbehalten ist – der alte war schlicht vor Düsseldorf zusammengebrochen, was der Grund für eine einstündige Verspätung war. Aber da haben die Italiener noch locker eins draufgesetzt: Nach einer weiteren knappen Stunde Aufenthalt am Brenner kam die leicht entnervt klingende Stimme des Lokführers durch den Lautsprecher: »Wir warten noch auf die italienischen Zugbegleiter«.) pauschal 69 Euro p. P.
    • Von Trient mit Bus (Busbahnhof ist direkt neben dem Bahnhof) der Linie 611 bis Molveno. Fahrkarte 3,25 Euro p. P.
      Strecke Molveno – Riva del Garda (via Sarche) 5,50 Euro p. P.
  • Fahrpläne:
  • Unterkunft: Zahlreiche Hotels, Gasthäuser, Pensionen und Ferienwohnungen in Molveno und Umgebung.
  • Literatur (aus unserem Bücherschrank, also nicht unbedingt lieferbare oder aktuelle Ausgaben):
    • Cony Ziegler, Trentino und Gardasee. Iwanowski’s Reisebuchverlag, Dormagen 2. Aufl. 2002. Mit Übersichtskarte; sehr detailliert.
    • Reinold Messner, Klettersteige Dolomiten 1, 5. Auflage 1980, Athesia Verlag, Bozen. Mit richtig nostalgischen Bildern, wie das von der jungen Dame mit Jeans und Cowboy-Hut – »gesichert« mit geflochtenem Brustgurt.
    • Sepp Schnürer, Hohe Routen. Ortler, Adamello, Brenta. BLV Verlagsgesellschaft, München, Wien, Zürich 1980. Brenta à la Schnürer: Acht Tage, acht Hütten, zwei Dreitausender, zehn Zweitausender.
    • Veit Metzler, Wanderführer Trentino II, Deutscher Wanderverlag, Stuttgart 1993.
    • Kompass Wanderbuch 957, Brentagruppe, 3. Auflage 2001. Mit Schwerpunkt bei leichten Wandertouren und Spaziergängen.
    • Giulio Ielardi, Parchi nazionali d’Italia. Giunti, 2000.
    • Bergsteiger Special 5, Trentino (2003) und Special 10, Trentino (2005).
    • »Führer der Schutzhütten des Trentino«, »Führer der Seen des Trentino« und »Führer der Naturparks des Trentino«. Broschüren kostenlos vom Fremdenverkehrsamt der Provinz Trient.
    • Berge Nr. 4/2006, Brenta.
    • Bergsteiger, August 2006, Einsame Pfade unter 3000ern.
    • Joseph Victor von Scheffel, Brief aus Venedig und andere Reisebilder. Info-Verlag, Karlsruhe 2005. (Digitalisiert erhältlich von der Uni Freiburg i. Br.: http://digilib.ub.uni-freiburg.de/document/254264816/; Scheffel, Joseph Victor von: Episteln und Reisebilder. Band: 2). [1916]. S. 57ff.)
  • Karten:
    • Übersichtskarte Trentino 1:150.000 (mit Panorama; kostenlos vom Fremdenverkehrsamt der Provinz Trient).
    • Wanderkarte Tabacco 1:50.000 Blatt 048 »Dolomiti di Brenta – Adamello – Presanella – Val di Sole« (2004; enthält auch die östlichen Vorberge der Brenta).
    • Wanderkarte »Gruppo di Brenta« (1:50.000; mit Foto-Panorama zur Gipfelbestimmung, Hüttenbeschreibungen und Wegenetz mit Gehzeiten; edizioni Tecnolito, Trento.
    • »Mountain bike routes/Routes for walks and hikes« (1:30.000); mit Höhenprofilen; kostenlos vom Touristenbüro Terme di Comano;
    • Kompass-Karte Nr. 688 »Gruppo di Brenta« (1:25.000; enthält auch die südlichen und östlichen Randgebiete; mit Lexikon).
    • AV-Karte Brentagruppe 1:25.000 (Neuauflage 2006, z. Z. wohl die beste Kartografie für das Gebirge).
    • Tappeiner Luftbildwanderkarte No. 051 Andalo – Molveno. Sehr instruktive Luftaufnahmen mit eingezeichneten Wanderwegen.
  • Web-Seiten: