Anfang der 1980er Jahre wurde ein Softwarehaus, für das ich tätig war, vom Wissenschaftsministerium des Landes … beauftragt, seine Software für die Krankenhausverwaltung in einer Uniklinik einzuführen. Anlass waren Außenstände im geschätzt zweistelligen Millionenbereich durch schleppende Rechnungsstellung.

Die Mitarbeiter des Softwarehauses trafen auf eine Organisation des Rechnungswesens, bei der sie sich in die 1950er Jahre zurückversetzt fühlten:

Die Patienten waren streng nach Buchstabenbereichen aufgeteilt. Die Abrechnungsgruppen bearbeiteten jeweils nur einen – und nur diesen – Buchstabenbereich. Eine Abrechnungsgruppe bestand aus einem Tarifierer, einem Rechner und einer Schreibkraft.
Der Tarifierer ermittelte aus der Patientenakte, wenn sie denn endlich vorlag, die abzurechnenden Leistungen, das anzuwendende Tarifwerk und die Tarifpositionen. Der Rechner hämmerte dann die Zahlen in seine Walther und die Schreibkraft brachte die Ergebnisse als Rechnung zu Papier – das personifizierte EVA-Prinzip.

Jetzt dürfen Sie raten, was passierte, wenn einer der drei fehlte. Richtig: nichts.

Der Verwaltungsleiter war übrigens nach der Inbetriebnahme der Software schlichtweg begeistert: Er hatte alle – jetzt vom Schnelldrucker erzeugten – Rechnungen überprüft: Keine wies einen Rechenfehler auf!

(Foto: Von user:Joergens.miEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link)